(Selbst-)Liebe siegt
*trigger warning* Das Essay, in dem ich das Musikvideo von MASCHA — “Liebe siegt” analysiert habe, ist abgeschickt. Die darin enthaltene…
*trigger warning* Das Essay, in dem ich das Musikvideo von MASCHA — “Liebe siegt” analysiert habe, ist abgeschickt. Die darin enthaltene explizite Darstellung von häuslicher Gewalt geistert mir durch den Kopf. Ich nehme mein Schreibbüchlein und texte drauflos. Fuck it, denk ich mir, I might as well share my story now, a.k.a. warum ich heute bin, wo ich bin.

“Never thought you would hit me in the face //
You knew your pleasures only had one place //
Your love game was like a fucking maze //
I fell in love with your body and your powerful gaze //
Nearly crushed my little heart loving you//
Your bar so high, and I never saw it through//
doggy on the floor, open up my back door //
make it gape, make u cum, it never felt so wrong //”
Ich muss auf den Inhalt nicht eingehen, ihr könnt euch denken, was in meiner abusive relationship passiert ist. Manche von euch kennen ihn, die anderen haben vielleicht von ihm gehört. Ja, ich war zwei Jahre in einer Beziehung mit ihm und nein, ich habe keinen Ausweg aus der Situation gesehen. Ich hab mich aufgelöst und war überhaupt nicht bei mir selbst. Kaum hatte ich Schluss gemacht, wusste ich wieder ganz genau, wer ich bin und jeder folgende Tag war ein Befreiungsschlag, den ich im Taumel gefeiert hab.
Oida, echt. Ja, ich bin auch Opfer von häuslicher Gewalt geworden.
Nein, das hab ich fast niemandem erzählt.
Schön, dass ich mich jetzt sicher genug fühle, darüber zu schreiben.
Hab das Ganze auch lange weggeschoben und mich einfach gefreut, nicht mehr in dieser Klaue zu stecken. Ich hatte Panikattacken, meine Brust war wie eingeschnürt, ich hab keine Luft mehr bekommen, musste mich oft komplett ausziehen und versuchen, normal zu atmen. Konnte damals die Verbindung nicht klar genug sehen. Die Verbindung zwischen meiner erdrückenden Beziehung und meinem Körper, der geschrien hat. So weit weg war ich von mir selbst.
Er hat versucht, seine Ohrfeige zu rechtfertigen, hat gesagt, es ist ja aus einem triftigen Grund gewesen, und zwar, weil ich ihn provoziert habe. Mhm.
Das war aber dann eh der Moment, wo ich wusste, dass ich Schluss machen muss. Aber bis ich das dann geschafft hab, sind nochmal Wochen vergangen.
Ziemliche Hölle gegen Ende und irgendwo in dem ganzen Chaos mein kleines, pochendes Herz, das sich gar nicht mehr auskannte. Ja, ich habe ihn geliebt, oder mich in die Vorstellung verliebt, dass er mich irgendwann lieben wird, wenn ich ihm genüge. Dabei konnte ich ihm nie genügen, das hat er immer schön betont. Worauf er eigentlich steht. Welche Pornos er sich tatsächlich reinzieht. Wie sehr er sich selbst hasst und sein Leben. Seine Eltern.
Aber ich tu ihm gut, hat seine Mutter zu mir gesagt. Ich hab ihn seit Jahren nicht mehr so glücklich gesehen. Scheiße, dachte ich, dann rutscht er ja wahrscheinlich ganz arg ab, wenn ich Schluss mache. Wie komm ich nur aus der Nummer wieder raus?
Ja, er hat angedroht, sich umzubringen, als ich Schluss gemacht hab. Das war dann natürlich eine ziemlich unangenehme Situation, aber wenn ich mal so eine Entscheidung treffe, dann ist sie definitiv. Er hat gesagt, er hat nicht verstanden, warum ich Schluss gemacht hab. Ich hab ihn auf die Ohrfeige angesprochen, und er hat seine “Begründung” vorgetragen (s.o.) und wurde richtig sauer, wie ich auf die Idee komme, es ihm anzukreiden. Like I asked for it.
Es ist für immer vorbei und ich bin ganz und gar Simay und ich bin bei mir selbst angekommen. Ich liebe mich so wie ich bin und habe in den letzten drei Jahren (also seit ich die Beziehung beendet habe) diese ganzen Unsicherheiten über meinen Körper, meinen Stil, meine Haare und meine Ideen abgelegt. Es kann sehr spannend sein, zu sich selbst zurückzureisen, wenn man sich so sehr ins All katapultiert hat. Aber es hat nicht lang gedauert. Ich habe mir mein Selbstwertgefühl wieder komplett zurückgeholt und spüre mich jetzt mehr denn je.
Ich hatte danach andere Gschichtln, die seh ich mittlerweile als Prüfungen. Einmal musste ich noch riiichtig auf die Schnauze fliegen, im Nachhinein eh witzig. Aber bitte, schaut wo ich heute stehe! Schaut mich an, wie ich mich selbst gefunden hab. Ui, und da lauert schon die nächste Schwierigkeit, die ich seit einem halben Jahr in meinem “Daddy Issues” Rap verarbeite. Aber das ist eine andere Geschichte, und zu der gibt’s noch kein passendes Ende.
What the fuck, denkt ihr euch, what the actual fuck. Jap. I’ve been through my shit. Aber jetzt zeig ich dem Ganzen den Stinkefinger und strahle, weil es mir verdammt gut geht. Weil ich mich mag. Weil ich mich total cool finde, wenn ich freihändig Fahrrad fahre. Weil ich von Anfang an wusste, dass Instagram mein Life ist. Das hat er übrigens anders gesehen, hat angewidert das Gesicht verzogen, wenn ich was gepostet hab. Erm.. bitchmuddafucka YOU KNEW NOTHING about me.
And now, sashay forever aus meinem Life.
Noch mehr Real Talk von Simay nötig?
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